Chinesisch in China ....

Ich habe beinahe 10 Monate in China verbracht. Während mehrerer Monate habe ich versucht, mir die ersten Grundkenntnisse der chinesischen Sprache und Schrift anzueignen. Wie mir von meinen zahlreichen chinesischen Freunden auch versichert wurde, habe ich dies mit einigem Erfolg auch geschafft. Doch noch immer fehlen mindestens 12-24 Monate intensiver Weiterbildung, um dieses Land und seine Leute wirklich verstehen zu können. Eines ist jedoch sicher, es war eine phantastische Zeit.

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Name: Jürg
Standort: Binningen, Baselland, Switzerland

31 Juli 2006

die dritte Woche, immer wieder Überraschungen ...

Eigentlich habe ich verstanden, dass die ältere Schwester bis am Dienstag bleiben würde, doch es wurde Samstag Abend, bis sie uns mit ihrer Tochter verlassen hat.

Und wie es sich gehört, war auch das tägliche Leben ganz auf diesen Besuch ausgerichtet, eine Woche, gespickt mit lauter Überraschungen.

Jeden Tag war irgend ein Besuch angesagt. Die halbe Verwandschaft schaute nur kurz vorbei, um sicher zu sein, ja nichts verpasst zu haben. Bereits am Mittwoch wurde ich informiert, dass die Schwester am Freitag morgen mit dem Zug wieder zurückkehren würde. Erstaunt stellte ich am Freitag, nachdem ich aus der Schule zurückkam fest, dass noch alle anwesend waren. Schliesslich ergab sich sogar die Möglichkeit nochmals ausgiebig mit den beiden Damen zu sprechen. So erfuhr ich, dass im August ein grosses Bierfestival in der Heimatstadt stattfinden würde. Kaum war das klar, wurde ich wieder vor den Computer gezerrt, um die anschliessende Kommunikation durchzuführen.

Das Resultat! Jetzt habe ich ein Einladung, um nach Xidong zu reisen und dort am Bier- und 'Seafood'-Festival teilzunehmen. Nur bin ich mir noch nicht einmal sicher, ob dies nun eine 'wirkliche' Einladung oder eher eine nette Geste war, über die man lange und eingiebig geredet hat....

Kurz vor 23:00 Uhr wurde ich auch noch darüber informiert, dass die beiden Damen, sowie eine weitere Frau (vermutlich die Grossmutter) mit einem kleinen Mädchen, am nächsten Tag geplant hätten, den "Summer Palace" zu besuchen. Super, da komme ich doch auch mit! Ja, aufmerksame Leser werden es sicher bereits merken, der Samstag morgen begann wieder einmal um 05:00 Uhr mit der Tagwache. Obwohl ich eigentlich eine halbe Stunde herausgeschunden habe, da es immer ewig dauert, bis alle das Badezimmer benutzt haben, wurde ich um 05:15 Uhr geweckt und bereits um 05:30 Uhr standen wir draussen an der Strasse und warteten. Kaum 30 Meter weiter links warteten die übrigen Teilnehmer und wie es in China so der Fall ist, weiss trotz genauer Erklärung keiner so genau, wo man sich eigentlich treffen möchte. Nach rund 25 Minuten gegenseitigem Warten beschlossen wir, uns ein wenig zu bewegen und siehe da, plötzlich sieht man einander und das Aha-Erlebnis ist relativ gross, wenn man feststellen muss, dass beide seit 25 Minuten aufeinander warten. Dies obwohl man auf 06:00 Uhr abgemacht hatte!!!

Die anschliessende Fahrt mit dem Bus, quer durch die morgendliche Stadt, dauert ewig. Und als wir schliesslich die grosse Anlage erreichen sind kaum Leute anzutreffen. Gemütlich können wir uns die Anlage anschauen, wie seit Tagen, dicht umhüllt von Regenwolken, die beinahe den Boden berühren. (Die Bilder erscheinen in einer separaten Reportage ...)

Spät am Nachmittag, als schliesslich die abertausend übrigen Gäste die Anlage unter Beschlag nehmen, verlassen wir diesen eindrücklichen Ort, an dem mehrere Herrscher sich die Seemanöver der Marine zeigen liessen. Ich muss anmerken, dass eigentlich kein Fluss einen direkten Zugang zu diesem Binnengewässer hat ....

Der Abend gehört schliesslich dem gemeinsamen Nachtessen, auswärts, in einem vom Tourismusbüro von Beijing ausgezeichneten Restaurant für gute Küche!

Kaum zu glauben, plötzlich wird nervös auf die Uhr geschaut, wie es scheint, wird es doch langsam Zeit, wieder nach Hause zu gehen, um die Koffer zu packen! Kaum angekommen erfahre ich nun auch, dass die Tochter meiner Gastfamilie ebenfalls abreisen wird. Sie war nur hier, während ihrer Schulferien. Sie kehrt zurück nach Weifang, 8 Stunden Zugfahrt südlich von Beijing, zur Grossmutter, die wieder die Obhut übernehmen wird!

Bei dieser Gelegenheit habe ich nun auch endlich erfahren, dass die Eltern, in Beijing arbeiten, der Vater jeweils für eine Woche pro Monat zurück nach Weifang reisen wird, während die Mutter eigentlich immer hier bleibt und die Tochter nur während den Ferien zu Gesicht bekommt.

Andere Länder, andere Sitten ....

Der Sonntag, gehörte wie immer der Arbeit. Bereits in aller Früh zog es die Eltern zur Arbeitsstätte, meiner Meinung nach, nur um einfach dort zu sein und damit zu zeigen, dass man auch am Sonntag gewillt ist zu arbeiten. Als ich später vorbeischaute, lief gerade ein DVD auf dem einen Arbeitsplatz und es wurde auf allen übrigen Arbeitsplätzen fleissig gechattet!!! Arbeit macht das Leben glücklich?

Am Abend besuchten wir in unserer grossartigen Einkaufsstrasse das lokale "Bierfestival". Kurz um, viel zu teuer, schlechtes Bier, zu laute Musik aus zu kleinen Boxen und eine unglaubliche Hitze von 30° um 22:30 Uhr!!