Chinesisch in China ....

Ich habe beinahe 10 Monate in China verbracht. Während mehrerer Monate habe ich versucht, mir die ersten Grundkenntnisse der chinesischen Sprache und Schrift anzueignen. Wie mir von meinen zahlreichen chinesischen Freunden auch versichert wurde, habe ich dies mit einigem Erfolg auch geschafft. Doch noch immer fehlen mindestens 12-24 Monate intensiver Weiterbildung, um dieses Land und seine Leute wirklich verstehen zu können. Eines ist jedoch sicher, es war eine phantastische Zeit.

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Name: Jürg
Standort: Binningen, Baselland, Switzerland

28 November 2006

Schnee und Luftverschmutzung ...

Seit beinahe zwei Wochen wird nun in Beijing geheizt. Und seit beinahe zwei Wochen reden hier alle vom ersten Schnee. Noch kann ich alle meine Leserinnen und Leser beruhigen. Hier in Beijing hatten wir seit mehr als vier Monaten keinen richtigen Niederschlag mehr zu verzeichnen. Einzig letztes Wochenende ein bisschen Niesselregen, jedoch ohne Regen ...

Dieses Bild kenne ich also noch nicht, doch das nächste Bild kenne ich von den letzten fünf Tagen sehr gut. Aufgenommen wurde es zwar 22. November, doch der Unterschied ist kaum zu sehen.

Mit dem Beginn der Heizperiode hat sich auch die Luftqualität massiv verändert. Leider nicht zum Guten ...

Letztes Wochenende war es derart schlimm, dass die Bevölkerung aufgerufen wurde, zu Hause zu bleiben und nicht die dreckige Luft einzuatmen!!!

Die Qualität auf der Skala 1-5 wurde mit 5 als gefährdend bezeichnet! Kein Wunder in Beijing existieren rund 6000 Kohle-Schmelzöfen zur Wärmegewinnung der Liegenschaften, sowie 2'000'000 weitere Kohleöfen, die privat genutzt werden ...

Nun ja, wie dass soeben ist, die Luft draussen ist ganz anders, als die Luft in den Wohnungen. Aber diese Geschichte kennen wir Schweizer ja zur Genüge, schliesslich haben uns ja in der Vergangenheit auch viele anerkannte Persönlichkeiten erzählt, dass die Luftverschmutzung an der Schweizer Grenze halt macht ....

Heute haben wir wieder einen strahlend blauen Himmel zu bewundern und das Umweltschutzamt ist sehr froh darüber, denn die verantwortlichen Beamten brauchen bis Ende Jahr noch 22 Tage mit blauem Himmel, um die Ziele der Luftreine-Verordnung noch erreichen zu können!

Letzte Woche, als dieses Bild gemacht wurde, war der Nebel jedoch so dicht, dass einige der Hauptstrassen in und um Beijing aufgrund der schlechten Sicht (weniger als 10Meter!!!) geschlossen wurden. Das Verkehrschaos kann man sich nur vorstellen, wenn man es mit eigenen Augen gesehen hat. Überwältigend, so viele Autos, die mit ihren Lichtern stehen ...

Das Umweltschutzministerium hat also noch einiges zu tun, um bis Beijing 2008, die nötigen Verbesserungen zu erreichen!

19 November 2006

Weihnachtsverkauf ...

Letzte Woche hatten wir ein interessantes Gespräch über Weihnachten und natürlich den berühmten Weihnachtsstress!

Hier in China leben nur vereinzelt "Christen"-Gläubige. Daher wird, im Gegensatz zu Europa, dass bereits mit dem vollständigen Weihnachtsschmuck verziert ist, kaum sichtbar, dass dieses spezielle Fest kurz vor der Türe steht.

Ich habe mir sagen lassen, dass vermutlich am 22. Dezember während 4-6 Tagen Weihnachtsdekorationen aufgehängt werden, denn es hat sich herumgesprochen, dass die zahlreichen hier wohnhaften Ausländer besonders zu diesem Anlass gerne einkaufen und viel Geld ausgeben möchten.

Ich bin also gespannt ...

7. November 2006 - Winteranfang ...

Im Gegensatz zur europäischen Kalenderhandhabung benützt die Chinesische Kultur hauptsächlich den Mondkalender.

Aus diesem Grund sind sämtliche Daten (Feiertage, Festtage, usw.) für unsere Kalenderrechnung immer an einem anderen Datum. Und dieses Jahr kannte sogar gleich zweimal den 7. Juli (vergleichbar mit unserem Schaltjahr-Ausgleich).

Nun gut, am 7. November unserer Kalenderrechnung (Vollmond am 6. November hier in China) fand eben der offizielle Winteranfang statt. Dies ist in vielen Belangen recht wichtig, denn eine Woche, sprich max. 10 Tage später beginnt hier in Beijing die offizielle Heizperiode.

Offizielle Heizperiode?

Nun, wie es sich für ein grosses Land gehört, muss eben auch die Energieversorgung staatlich geregelt sein. Die meisten Häuser, Wolkenkratzer und staatlichen Gebäude hängen hier in Beijing am öffentlichen Heiznetz-Verbund.

Und mit dem Winteranfang beginnt auch endlich die Heizperiode. Natürlich kann man für sich selbst stromfressende Wärmegeräte in die Wohnung stellen, doch die Heizkörper werden gemäss staatlicher Regelung bedient und für die Heizfunktion freigegeben.

Gemäss offizieller Verkündigung beginnt dieses Jahr die Heizperiode spätestens am 15. November. Im einzelnen heisst dies, dass aufgrund der Netzauslastung gewisse Quartiere etwas früher mit dem Heizwasser gefüttert werden und andere Quartiere etwas länger auf die Wärme warten müssen.

In meinem speziellen Fall: Während ich bereits am 9. November in meinem Appartement die wohltuende Wärme zugeteilt erhielt, hatten wir in der Schule erst am Freitag, 17.11.2006 endlich die gewünschte Wärme in den Klassenzimmern.

Und seit hier in Beijing geheizt wird, kann man auch die leichte Veränderung des Morgenhimmels beobachten. Es braucht immer mehr Zeit, bis sich die "Dunstwolken" auflösen!

Aber noch immer haben wir zwischen 12-20 Grad und wenn die Sonne scheint, ist es richtig angenehm auch kurzärmlig herumzulaufen, gut die chinesischen Personen schauen eher erstaunt darüber, als dass sie sich aus ihren dicken Mänteln, mit Schal und Kappen herausschälen würden ...

Afrika-Gipfel und die Normalität ....

Ja, und kaum ist dieser grosse Anlass erfolgreich über die Bühne gegangen, da beginnt in den Strassen auch gleich wieder der Alltag.

  • die eilig verlegten Trottoirsteine werden wieder entfernt, da die Zeit nicht gereicht hat, auch die neuen Leitungen zu verlegen ...
  • die Rolltreppe funktioniert gerade noch einen zusätzlichen Tag, seither steht sie wieder still, das Reparaturschild hängt wieder wie gewohnt an der Absperrung ...
  • die Strasse wird wieder aufgerissen, denn der schwarze Belag (Kosmetik) hätte wohl auch kaum noch einen zusätzlichen Tag überstanden. Jetzt wird richtig aufgerissen und während 3 Nächten ein neuer Belag verlegt ...
  • die Palmen, die zusätzlichen Polizisten und Uniformträger sind wieder aus der Umgebung rund um das Ministerium verschwunden ...
  • auf die gegenüberliegende Trottoirseite kann, nachdem diese ja bereits aufgerissen war, provisorisch geschlossen wurde, nun endlich neu gestaltet werden ...
Das tägliche Leben und der gewohnte Verkehrsstau kehrt wieder zurück!

Eines bleibt jedoch auch in diesen Tagen konstant.

Noch immer haben wir hier zwischen 12 und 20 Grad, Sonnenschein und nur gerade sehr früh am Morgen leichte Dunstwolken über der Stadt. Ein herrlicher Herbst ... ach ja das stimmt gar nicht mehr, denn ....

(dazu mehr im nächsten Beitrag!)

Afrika-Gipfel ... (Nachtrag)

Seit ich hier in Beijing meine chinesische Handy-Sim-Karte habe, erhalte ich immer wieder Botschaften von unbekannten Absendern.

Da mein "topmodernes" Handy nicht in der Lage ist, chinesische Charakter darzustellen, sehe ich eben immer nur 4-Ecke ...

Letzte Woche hat es mich nun doch wundergenommen, von wem denn nun diese Botschaften sind und vor allem natürlich was darin mitgeteilt wurde.

Nun, jetzt weiss ich es!

Der Staat lässt grüssen ...

Rechtzeitig zum Afrika-Gipfel wurde allen Mobilfunk-Teilnehmern, welche sich gerade im Beijing-Netz befanden mitgeteilt, dass es unbedingt zu unterlassen ist, die Strassen rund um das Foreign-Ministerium zu blockieren. Dies gilt auch für die Strassen rund um den Tian-anmen-Platz.

Cool !!! Ich stelle mir vor, was "Bundesbern" wohl den schweizerischen Mobilfunknetzen mitteilen würde, wenn das nächste Mal eine grosse politische Veranstaltung stattfinden würde und noch mehr würde es mich wundernehmen, wie wohl die einzelnen Menschen auf eine derartige Mitteilung reagieren würden.

Ach ja, am Donnerstag nach dem Gipfeltreffen wurde allen Mobilfunkteilnehmern mitgeteilt, dass die Strassen wieder "normal" zur Verfügung stehen.

Und am letzten Montag schliesslich die letzte "offizielle" Botschaft. Das Foreign-Ministerium dankt allen Einwohnern von Beijing für die Mitarbeit und teilt mit Stolz mit, dass das Gipfeltreffen sehr erfolgreich beendet werden konnte ...

Kommunikation in einem Land, dass in den Monaten Juli, August und September den Zugriff auf die grosse Wikipedia-Sammlung einfach verunmöglichte ...

07 November 2006

das grosse Afrika-Gipfeltreffen

Selbst als Ausländer sind mir in den letzten 3 Wochen seltsame Veränderungen rund um das "Foreign Ministry"-Gelände aufgefallen.

Angefangen hat es an einem Sonntag, wie es hier so üblich ist, denn wenn die normale arbeitende Bevölkerung am Montag zur Arbeit erscheinen wird, sieht alles ganz anders aus ...

Auf rund 500 Meter Fussgängerzone wurden sämtliche Steine herausgerissen, das Gelände frisch ausgeebnet und anschliessend wieder mit neuen grauen Steinen und über die ganze Strecke mit einer Doppelreihe gelber Steine ausgelegt.

Die Hauptstrasse direkt vor dem Ministerium wurde in einer Nachtaktion mit neuen roten Wimpeln geschmückt. Dies vor rund 10 Tagen. Auch die Strassenbelege wurden in zwei Nachtaktionen vollständig neu "eingeschwärzt" und mit frischen Markierungen versehen. Diese Aktion hat nicht viel genützt, denn bereits zwei Tage später sieht die Strasse wieder aus wie eh und je, aber ich nehme an, der gute Wille zählt auch hier mehr als das Resultat.






Vor einer Woche wurden schliesslich die Strassen rund um das Ministerium mit den Werbewimpeln ausgeschmückt, nun war es selbst für mich klar!

Erstaunt konnte ich schliesslich am Samstag feststellen, dass auf der 2.Ringstrasse zwischen den grossen Blumentöpfen nun auch noch kleine gelbe wetterfeste Blumenstöcke platziert wurden. Und am Sonntag, auf dem Weg ins Fitness-Center werden doch tatsächlich alle Geländer der Brücke frisch gestrichen und dies bei orkanartigen Winden.

Ja und seit Montag tagt die Konferenz, die Reporter warten bereits in den frühen Morgenstunden vor dem Ministerium auf die ersten interessanten Bilder. Interessant daher, da alle Fahrzeuge "Audi A8L" in der Farbe schwarz, hochglanzpoliert wirklich ein ausgezeichnetes Werbe-Bildmaterial darstellen.

Und ebenfalls seit Montag Morgen stehen rund um das Gelände alle 30-100 Meter kleine grüne Männchen, die ähnlich einem "schweizer Bewachungsauftrag" eben ohne genauen Auftrag dastehen und sich die Füsse in den Bauch stehen ...

Und das Beste ganz am Schluss. Ich bin nun seit beinahe 3 Monaten hier in Beijing und genau solange funktioniert die Rolltreppe zur Fussgängerüberführung nicht!

Es braucht einen Afrika-Gipfel und ich nehme kaum an, dass irgendeiner jener Teilnehmer sich aus dem geschützen Bereich bewegen wird, um die Rolltreppe endlich reparieren zu lassen und für die Bevölkerung nutzbar zu machen. Juhui ...

Ende der Woche ist der Spuk wieder vorbei, die Normalität wird wieder zurückkehren in das gewohnte Leben ...

01 November 2006

Kochen, Essen, Ausgang ...

Die letzte Woche war nebst vielen neuen chinesischen Zeichen auch geprägt von neuen Erfahrungen auf den verschiedensten "Bühnen" dieses Landes.

Seit ich meine Wohnung habe, bin ich wieder Selbstversorger. Nicht dass es schwierig wäre, jeden Tag auswärts essen zu gehen, aber Abends nach Hause kommen und sich selbst etwas zubereiten macht eben auch Freude.

Da ich ja noch ein spezielles Abkommen mit einer überaus netten Dame habe, komme ich einmal die Woche noch zu einem "chinesischen Kochkurs". Kochkurs, dass heisst, gemeinsam einkaufen gehen, die Lebensmittel anschliessend unter fachkundiger Anleitung "chinesisch" zubereiten, also möglichst klein schneiden und eben auch kochen.


So hatte ich also am Mittwoch meine ersten selbstgekochten chinesischen Spezialitäten auf dem Tisch.

Unter Anleitung hat es auch wunderbar geklappt und das Essen hat ausgezeichnet geschmeckt. Doch bereits am nächsten Tag hatte ich doch noch einige Mühe, das Gelernte nochmals nachkochen zu können. Es war gut, doch nicht ganz so gut wie das Bild des Vortages zeigt. Aber auch hier in China ist noch kein Meisterkoch vom Himmel gefallen ....

Eine weitere interessante Erfahrung hatte ich mit der Schuldirektorin, als wir gemeinsam einen möglichen Geschäftspartner für die Schule besucht haben. Viel verstanden habe ich von der Diskussion nicht, doch das Wichtigste, dass eben kein Interesse vorhanden ist, habe ich trotz allem mitgekriegt.

Und wenn wir gerade bei der geschäftlichen Bühne sind, hier noch zwei weitere Erlebnisse.
  • Donnerstag Abend wurde ich von einer Freundin meiner Gastfamilie zum Nachtessen eingeladen. Was von mir wie ein privater Anlass verstanden wurde, war in Tat und Wahrheit das Essen mit den Geschäftspartnern und Finanzgebern eben dieser Freundin. Und was macht sich nicht besser, als eben einen "Ausländer" am Tisch zu haben!

    Nicht dass dieser viel verstehen muss, wichtig ist etwas "Spezielles" dabei zu haben. Und ich kann sagen, mein Gastvater der ebenfalls eingeladen war, konnte kaum aufhören, all die Geschichten, die er mit mir und später mit meinen beiden Chinabesuchern (Thomas und Stefan) erlebt hatte, zu erzählen.

    Während des Essen habe ich noch ein Telefon mit meiner Schuldirektorin und sie hat mich für den Freitag zum Lunch mit einem ihrer Freunde eingeladen. Gut !

  • Ja und jetzt der Freitagslunch. Dieser sogenannte Freund (Beziehung ja/nein, eventuell, alles noch offen...) lud uns zu einem Essen mit, warum hat es mich nicht überrascht, seinen zukünftigen Geschäftskollegen ein. Im Gegensatz zum Donnerstag erhielt ich hier jedoch eine zugewiesene Rolle als "wichtiger Statist".

    Ich war einer jener Geschäftsfreunde aus dem fernen Europa, kurz zu Besuch hier in China. Meine Schuldirektorin, eine Assistentin (sprich meine Deutschübersetzerin) sollte mich hier in Beijing ein wenig umherführen, denn ich kann weder Englisch noch Chinesisch, möchte aber doch etwas erleben ...
Und so kam es, dass ich in der letzten Woche zweimal "auswärts" als wichtiger "Statist" gegessen habe. Eines ist jedoch auffällig. Während die eigentliche chinesische Küche mir ausgezeichnet schmeckt, habe ich mir der Küche bei offiziellen Anlässen so meine Mühe.

Warum?

Nun gut, ich frage ja nie, was ich wirklich esse, solange es mich nicht bereits beim Betrachten leicht schaudert. Es macht den Anschein, dass je wichtiger das Essen wird, desto ausgefallener der Speiseplan wird. Und genau diese Kombination ist für mich sehr gewöhnungsbedürftig.

Dass meine chinesischen Freunde, resp. alle Chinesen eigentlich alles essen habe ich ja bereits erzählt, doch wenn eben dieses Alles auch noch explizit als Delikatesse aufgetischt wird, dann wird's ungemütlich.
  • Hühnerfüsse (sprich Knorpel) gedämpft in einer speziellen dunklen Suppe, so dass man diese erst beim Auslöffeln zu Gesicht bekommt ...
  • Entenköpfe grilliert mit sehr wenig Fleisch ...
  • Innereien, die bereits beim Servieren seltsam riechen ....
  • spezielle Krabben oder ähnliche Tiere, ich weiss es wirklich nicht ....
  • und noch einige weitere "Spezialitäten" ....
Wie immer, ich habe von allem probiert, manchmal auch weil ich zu spät dankend abgelehnt habe, hier muss ich mir jedoch noch eine bessere Strategie für die Zukunft bereitlegen!

Und am Samstag schliesslich das grosse Hochzeitsfest, doch zu diesem Anlass schreibe ich gerade einen etwas ausführlichen Bericht mit einigen Bildern in meinem Reisebericht unter

http://www.jgu.ch/de/A_China/chinareise-bericht01-intro.html

und nun geht es wieder ans Lernen, noch immer hinke ich etwas hinter meinen Zielsetzungen hinterher ....